Fragen an Dr. Axel von Bredow

Personen, die ausschließlich Einkünfte aus nicht selbstständiger Arbeit beziehen, müssen keine Steuererklärung abgeben. Sie können aber freiwillig eine Steuererklärung abgeben, um sich eine zu hoch einbehaltene Lohnsteuer zurück zu holen. Dennoch geben ca. 2,6 Millionen Steuerzahler – insbesondere Haushalte mit geringem Einkommen – freiwillig keine Steuererklärung ab. Durchschnittlich würde die Rückerstattung jeweils ca. EUR 361 betragen, was einen Gesamtbetrag zugunsten des Fiskus von nahezu EUR 1 Mrd. ausmacht.

Warum zahlen Nichtveranlagte in Deutschland zu viel Lohnsteuer?

Der Lohnsteuereinbehalt durch die Arbeitgeber basiert auf einem hypothetischen Jahreseinkommen, das nicht immer dem Tatsächlichen entspricht. Bspw. können bei nur temporärer Tätigkeit, mit deren unterjähriger Aufnahme oder Beendigung, oder bei Schwankungen der monatlichen Bezüge Übereinbehalte entstehen. Ein weiterer Grund können nicht vollständig berücksichtigte Pauschbeträge sein, bspw. für Werbungskosten.

Weshalb sind Geringverdienende besonders betroffen?

Einerseits können Kosten-Nutzen-Abwägungen bestehen, da unabhängig von der Höhe einer potentiellen Erstattung ein gewisser zeitlicher und finanzieller Aufwand für die Erstellung der Steuererklärung anfällt. Andererseits besteht teilweise überhaupt keine Kenntnis über die mögliche Steuererstattung.

Welche Lösungen gibt es?

Eine Möglichkeit ist die Einführung einer automatischen Rückerstattung der zu viel entrichteten Steuern. Die Finanzverwaltungen der Länder verfügen bereits über die notwendigen Informationen, um dies vollautomatisiert durchzuführen. Alternativ könnten die Finanzverwaltungen die betroffenen Steuerpflichtigen über ihren potenziellen Steuermehreinbehalt informieren, um sie zur Abgabe einer Steuererklärung zu motivieren. Eine weitere Option ist die Vereinfachung des Steuererklärungsprozesses, bspw. durch eine benutzerfreundliche Online-Steuererklärung. Hierzu gibt es bereits einige Softwareanbieter.

Welche Auswirkungen hat die Nichtveranlagung?

Nichtveranlagte zahlen effektiv zu viel Steuern. Dies konterkariert steuerpolitische Initiativen zur Anpassung des Steuertarifs und Entlastung von Personen mit niedrigem und mittlerem Einkommen, da der positive Effekt teilweise erst durch Abgabe der Steuererklärungen entsteht. In den Wahlprogrammen von SPD, CDU/CSU und FDP sind deshalb Maßnahmen unterschiedlicher Reichweite zu diesem wichtigen Thema der Steuergerechtigkeit enthalten.